Montag, 9. Juni 2014

SHORT STORY



Der Blizzard


Auf der 402 bei Sarnia, kurz hinter der amerikanisch-kanadischen Grenze, herrschte um 18.55 Uhr mehr Verkehr als gewöhnlich. Heftiger Schneefall behinderte die Autofahrer und führte zu zahlreichen Unfällen und Pannen, sodass die Strecke an zahlreichen Stellen bloß einspurig zu befahren war.

Eleanor Jenkins war nachmittags in Detroit losgefahren und befand sich nach zwei Stunden Fahrt erst dreißig Meilen hinter Sarnia. Sie hatte reichlich Zeit eingeplant, schließlich kannte sie die Winter in Michigan. Aber nun, nach dem dritten Autounfall auf der Strecke und dem jeweiligen Stau danach, war sie doch etwas nervös, es noch rechtzeitig zur Weihnachtsparty ins Novotel in Toronto zu schaffen. Die Party war wichtig. Sie würde ungezwungen mit Walden reden können, der ihr letzte Woche am Telefon einen langen Vortrag über Verkaufserfolg gehalten hatte. Obwohl er es nicht direkt gesagt hatte – das war nun mal nicht seine Art – war er mit ihrem Absatz nicht ganz zufrieden ...mehr lesen hier:

Donnerstag, 5. Juni 2014

Recherche

Das Tückische (!) - und natürlich auch das Schöne - am Schriftstellerdasein ist es für mich, mich mit allem näher beschäftigen zu können, was mich interessiert. Ob Tauchen oder Fliegen, Forensik oder Edelsteinsuchen - ich kann es mir aussuchen. Tückisch - sagte ich. Denn oft bringt mich die Recherche auf wieder neue Themen. Offenbar folgt meine Spürnase einer Spur, die immer ins weltpolitische Dickicht führt.
Wollte ich gestern doch nur ein bisschen die Geschichte Andalusiens recherchieren, lande ich nicht nur - wie erwartet - bei Francos gescheiterter Landreform sondern sehr schnell bei der EU-Subventionspolitik, die Milliardären wie der Herzogin von Alba (um nur einen Namen zu nennen), die für das Brachliegen ihres immensen Landbesitzes EU-Millionen kassieren - und bei aufständischen Landarbeitern, die einfach für ihre Arbeit bezahlt werden wollen und deshalb unbestelltes Land besetzen und bearbeiten. Jedesmal, wenn ich von Málaga nach Tarifa an die Atlantikküste fahre, frage ich mich, wem wohl das Land gehört, auf dem die zig-Windränder stehen, die Strom produzieren, und wie viel Geld dem Landbesitzer dafür gezahlt wird.
Dann denke ich an meine spanischen Freunde. An Juan, Anfang dreißig, der seit Jahren  keine Anstellung als Lehrer hat - und immer noch bei seinen Eltern wohnen muss. An Miguel, der arbeiten will, aber als Bauarbeiter längst keinen Job mehr kriegt. An die jungen Typen, die für ein paar Euro im Winter Oliven pflücken und dann auch nicht mehr wissen, wovon sie leben sollen.
An die vielen, vielen jungen Menschen in Spanien, denen es ähnlich geht.
Mal ehrlich: Wenn Sie König von Spanien (oder Herzog ...) wären - könnten Sie sich noch guten Gewissens in ihrem goldenen Spiegle ins Gesicht sehen?


Sonntag, 1. Juni 2014

#Romanschreiben


Gerade habe ich diesen Artikel gelesen
Der Roman ist tot
Gerade, als ich mal wieder in meinem Roman nicht weiterkam, genau wie es der Autor in seinem Artikel beschreibt. Die ununterbrochene Anbindung ans Internet verleitet den Schriftsteller schnell mal hier was mit einem Klick zu kaufen, da mal reinzulesen, dort nach günstigen Flügen zu schauen oder sich sonstige abzulenken.
Da geht es dem Schriftsteller wahrscheinlich nicht anders als dem Leser. Und schon ist der Roman im Kopf unterbrochen. Konsequenz: kürzere Häppchen schreiben. Verdaubarer, leichter.

So, hier donnert und blitzt es, und bestimmt verabschiedet sich gleich das Internet durch Stromausfall. 
Wunderbar, ich mache mich gleich an meinen langen, sehr langen Roman ...